Die jüngste Finanzkrise hat dem Begriff des Vertrauens zu ungeahnter Konjunktur verholfen. Mühsam versucht die Politik, Vertrauen wieder herzustellen: Das Vertrauen der Verbraucher, der Märkte, der Banken – in den Markt, die Banken, die Währungen, die Politik. Doch was ist Vertrauen? Woher kommt es, wie entsteht es, worauf beruht es? Wie äußert und wirkt es, wozu dient es? Wie lässt es sich "herstellen" oder unterstützen? Wie entstehen Vertrauenskrisen – und wie können sie überwunden werden? Diese und andere Fragen behandelt das vorliegende Werk. Begriff und Phänomen des Vertrauens werden aus ganz unterschiedlichen Disziplinen untersucht und an ausgewählten Beispielen veranschaulicht: Theologie und Rechtswissenschaft, Philosophie und Ökonomie, Politikwissenschaft und Literaturwissenschaft kommen zu Wort und sind aufeinander bezogen. In dieser Zusammenschau wird die Komplexität, aber auch die faszinierende Vielschichtigkeit des Vertrauens deutlich. Damit leistet das Werk einen wichtigen und außergewöhnlichen Beitrag zur aktuellen Vertrauensforschung
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Religiöse Friedensinitiativen zeichnen sich durch spezifische Chancen aus, sind aber auch mit besonderen Schwierigkeiten konfrontiert. Während sich bisherige Forschungsarbeiten überwiegend mit dem Friedens- und vor allem Konfliktpotential von Religionen befassen, verfolgt dieses Werk einen völlig neuen Ansatz: Ausgehend von der Ambivalenz von Religionsgemeinschaften in Konfliktprozessen untersucht es Gründe ihres Scheiterns in konkreten Friedensprozessen. Einleitend wird ein Überblick über theoretische und empirische Befunde gegeben. Im Zentrum stehen jedoch ausgesuchte Fallstudien (Schwerpunkt Algerien und Irak), anhand derer maßgebliche Hindernisse identifiziert und analysiert werden. Darüber hinaus werden zentrale Herausforderungen für (potentielle) religiöse Friedensakteure zur Überwindung dieser Hürden formuliert. Die Ergebnisse skizzieren ein neues Forschungsfeld und geben damit Wissenschaft und Praxis neue Impulse. Die Autoren sind wissenschaftliche Mitarbeiter im Arbeitsbereich Frieden und Nachhaltige Entwicklung an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft FEST (Heidelberg).
Vertrauen ist ein faszinierender und schillernder Begriff: Freundschaft, Zusammenleben und Zusammenarbeit können ohne Vertrauen nicht gelingen. Doch auch das eigene Leben, die eigene Identität nährt sich von Vertrauen, von Selbstvertrauen ebenso wie Fremdvertrauen. Der Begriff ist jedem Menschen "vertraut" und doch wissenschaftlich schwer greifbar. Deshalb fand die Anregung große Zustimmung, sich in der traditionellen wissenschaftlichen Kollegiumsarbeit der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST/Heidelberg) diesem Phänomen aus verschiedenen disziplinären Perspektiven anzunähern. Angesichts der vielfältigen Bedeutungskontexte von Vertrauen ist es aber unerlässlich, sich auf einige wenige, jedoch zentrale und in allen beteiligten Fachbereichen relevante Aspekte von Vertrauen zu konzentrieren, auch wenn dies zwangsläufig bedeutet, dass andere, nicht weniger interessante und relevante Forschungsfragen allenfalls gestreift werden können. Als ein gemeinsamer, in den Vorträgen und Diskussionen immer wieder aufscheinender "roter Faden" erwies sich zum einen die Frage nach dem Vertrauen gegenüber Institutionen, zum anderen jene nach der Entstehung und Überwindung von Vertrauenskrisen. An diesen Leitfragen orientieren sich die versammelten Beiträge, sowohl aus verschiedenen (Fach-) Perspektiven als auch anhand ganz unterschiedlicher Problemstellungen. (ICI2)
Der Autor untersucht die deeskalierende Bedeutung des Vertrauens in politischen Konflikt- und Friedensprozessen, indem er das Vertrauen innerhalb und zwischen Konfliktparteien, zwischen Konfliktparteien und vermittelnden Drittparteien sowie in Regelungswerken und Durchsetzungsverfahren näher betrachtet. Er zeigt, dass die Entscheidung, ob politische Konflikte mit Gewalt oder mit friedlichen Methoden ausgetragen werden, einem mehr oder weniger expliziten Kosten-Nutzen-Kalkül folgt. Den Risiken werden die Chancen beider Varianten gegenübergestellt und letztlich wird jener Weg gewählt, der größere Erfolgsaussichten verspricht, die eigenen Interessen durchzusetzen. Wählt die politische Elite eine Gewaltstrategie, so muss sie sich des Vertrauens ihrer Anhänger insofern sicher sein, als deren Loyalität und Mobilisierbarkeit gewährleistet sind. Wählt sie hingegen den Weg der gewaltlosen konstruktiven Konfliktbearbeitung, so bedarf es darüber hinaus auch eines gewissen Maßes an Vertrauen in den Gegner, in vermittelnde Drittparteien und in den Eigenwert juristischer Regelwerke. Wurde bereits eine Gewaltstrategie eingeschlagen, so bedeutet die Bereitschaft zu Verhandlungslösungen einen Kurswechsel, der für die Führer der Konfliktparteien mit dem Risiko einer Vertrauenskrise behaftet ist, da die vormalige Begründung und Legitimation der Gewalt in Frage gestellt wird. Die Entscheidung für eine konstruktive Konfliktbearbeitung muss daher von unterschiedlichen vertrauensbildenden oder vertrauensstabilisierenden Maßnahmen begleitet werden. (ICI2)
Anhand einer Auseinandersetzung mit Fallstudien auf diversen Handlungsfeldern wird verdeutlicht, wie religiöse Akteure gewaltträchtige Konfliktsituationen als friedenstheologische, friedensethische und / oder friedenspolitische Herausforderung begreifen und darin eine akute friedenspolitische Aufgabe für sich erkennen. Zu dem theologischen Anspruch und dem ethischen Wunsch nach Frieden kommt die konkrete Tat, das friedenspolitische Handeln in höchst unterschiedlichen Formen. Nicht trotz, sondern gerade wegen der mutigen Aktivitäten und Erfolge religiöser Akteure stellt sich die Frage, warum solches friedenspolitisches Handeln nicht noch viel häufiger, frühzeitiger und umfassender zu beobachten ist. Einerseits hat dies mit der beklagten Blood-Sells-Logik und -Praxis medialer Berichterstattung über Konflikt- und Friedensprozesse zu tun: Religiös motivierte Selbstmordattentäter sind demnach nun einmal "sensationeller" als religiös motivierte Friedensstifter, die es durchaus und in großer Zahl gibt. Andererseits wird ebenso beklagt, dass der theologische Friedensanspruch von Religionsgemeinschaften viel zu oft nicht in politisches Friedenshandeln mündet. Die Gründe sind vielfältig, allerdings noch kaum erforscht: individuelle oder institutionelle Feigheit, Anpassung an das politische System, mangelnde Distanz zum Regime, schlichte Gleichgültigkeit gegenüber Gewalt und Unterdrückung, fehlendes Bewusstsein für Gewaltstrukturen oder gar deren religiöse Rechtfertigung - das religiöse (Selbst-) Verständnis schützt nicht zwingend vor Angst, Verführung, Verblendung und politischen wie theologischen Verirrungen. (ICF2)
Der Verfasser stellt einleitend fest, dass kaum ein außenpolitisches Thema in der Bundesrepublik über Jahrzehnte so gegenwärtig und zugleich umstritten war wie die Israel- und Nahost-Politik, quer durch die Gesellschaft, durch Parteien und Bundesregierungen. Und in kaum einem Politikfeld wird außerdem so hartnäckig mit Vorurteilen und Mythen, Emotionen und Halbwahrheiten argumentiert. Ein solcher Mythos ist beispielsweise der "Versöhnungswille" des deutschen Bundeskanzlers Konrad Adenauer. Er war - mindestens in den ersten Regierungsjahren - keineswegs der viel gerühmte "enge Freund Israels". Er war angetreten, "Deutschland aus der Tiefe wieder emporzuheben", und darum strebte er zu allererst eine engere politische und wirtschaftliche Anbindung an den Westen an. Davon versprach er sich Aufschwung und Wohlstand, und diesem Ziel war alles andere, die Israel-Politik ebenso wie die deutsche Einheit, untergeordnet. Es wird gezeigt, dass ein wirkliches deutsch-israelisches Spezifikum die Intensität des substaatlichen Beziehungsgeflechts ist. Ausschlaggebend für diese Entwicklung war das Interesse vieler Angehöriger der Kriegs- und Nachkriegsgeneration (vor allem) in Deutschland. Dieses Interesse mochte den unterschiedlichsten Motiven entspringen, doch es bewog viele Menschen, Kontakte zu Israel, zu Israelis zu suchen. Hinzu kam die Anziehungskraft der Kibbuzim als sozialistisch-alternativen Lebensmodellen vor allem auf junge Deutsche. So umfasste das Lager der Israel-Freunde in Deutschland Junge wie Alte, Sozialisten und Konservative, Christen und Atheisten, Intellektuelle und Arbeiter. Diese Bandbreite war denn auch Garant für die Vielfalt und Stabilität des Beziehungsgeflechts. War es in der Vergangenheit zumeist das individuelle Interesse, das zu persönlichen Kontakten führte und schließlich ein tragfähiges halb- und nichtstaatliches Beziehungsgeflecht entstehen ließ, so wird es zukünftig tendenziell umgekehrt sein: Über institutionalisierte Kontakte und Beziehungsarbeit muss Interesse an Israel geweckt werden, wenn die heute (noch) intensiven Beziehungen nicht an Lebendigkeit verlieren sollen. Insofern sind auch die deutsch-israelischen Regierungskonsultationen zu begrüßen, die erstmals im März 2008 in Jerusalem stattfanden. Damit wurde eine Institution in den zwischenstaatlichen Beziehungen etabliert, die bislang nur mit wenigen Ländern besteht. (ICG2)
"Die deutsche Israelpolitik und die bilateralen Beziehungen werden zumeist im Schatten der NS-Vergangenheit betrachtet und auf die Frage nach Schuld und 'Wiedergutmachung' reduziert. Dabei machten sich alle Bundesregierungen auch andere Einflussfaktoren zunutze, um die tagespolitische Relevanz der Vergangenheit einzudämmen. Die Israelpolitik der DDR verlief dazu völlig konträr." (Autorenreferat)